Amtsgericht Meppen lädt Schulen ein
Je 30 Schüler aus den Oberstufenklassen von drei Meppener Schulen waren am „Tag des Zivilrechts“ zu Gast im Amtsgericht Meppen. Die Direktorin erklärte, sie habe den Eindruck, die Justiz würde die Menschen nicht gut erreichen. Es reiche nicht aus, gute Urteile zu sprechen, sondern man müsse auch nach draußen gehen und erklären, „was wir hier machen und warum es wichtig ist, dass es uns gibt“.
Mit der Frage „Liegt auf den Richterbänken in Deutschland ein Hammer oder nicht?“ eröffnete die Direktorin das Programm. Die Schüler hatten den ganzen Tag die Möglichkeit drei Programmangebote wahrzunehmen, die zeitversetzt drei Mal wiederholt wurden.
Von 9:00 Uhr bis 15:00 standen Richterinnen und Richter, Gerichtsvollzieher, Rechtspfleger und Justizfachwirte zur Verfügung, um über ihre Arbeit zu erzählen.
In einer Schauverhandlung, in der ein Verkehrsunfall nachgespielt wurde, der sich tatsächlich auf einem Supermarktparkplatz in Meppen zugetragen hat und auch vor dem Meppener Amtsgericht verhandelt wurde, konnten die Schüler*innen eine Zivilverhandlung miterleben, in der sie, anders als „ich echt“ immer wieder etwas fragen konnten. Außerdem war der Vorsitzenden Richterin ein „Gerichtssprecher“ zur Seite gestellt, der den Verfahrensablauf ganz genau erklärt hat. Bevor die Richterin die Entscheidung verkündete, wurden die Schüler gefragt, wie sie entscheiden würden.
Ein junger Richter bot einen ganz besonderen Workshop an. In „Jura in a nutshell “ hatten die jungen Leute Gelegenheit kleine Fälle aus dem 1. Semester des Jurastudiums zu bearbeiten. Über die Frage, wann an einer Selbstbedienungstankstelle ein Kaufvertrag über das getankte Benzin zustande kommt wurde genauso angeregt diskutiert wie über die Frage, wie man eine angekündigte Stromsperre des Stromversorgers wegen einer nicht bezahlten Stromrechnung bei Gericht verhindern kann.
Im Rahmen der Feedbackrunde am späten Nachmittag wurde schnell deutlich, dass die Jugend den Tag in guter Erinnerung behalten wird. Die Schauverhandlung sei „wahnsinnig interessant“ gewesen. Ein junger Mann erklärte, nach dem Workshop „Jura in a nutshell“ wisse er, dass er nicht Jura studieren wolle. Eine Mitschülerin dagegen sagte: „Für mich ist ein Beruf in der Justiz auf jeden Fall das Richtige“ – das ist mir nach dem Tag heute klargeworden“. Die Direktorin erklärte, dann sei die Veranstaltung doch für beide Schüler ein Gewinn gewesen, denn auch zu wissen, was man nicht will, sei ein persönlicher Gewinn. Zum Schluss wurde von allen Schulen (Marianum Meppen, Windthorst – Gymnasium und BBS Meppen) die Frage, nach einer „Anmeldung für das nächste Jahr“ gestellt. „Falls wir eine solche Veranstaltung wiederholen sollten, sind erst die anderen Schulen aus dem Amtsgerichtsbezirk Meppen, wie z.B. Sögel, Werlte, Haren und Haselünne an der Reihe, gab die Direktorin mit einem Schmunzeln zu Bedenken. Abschließend wurde noch die eingangs gestellte Frage beantwortet: nein - ein Hammer liegt auf deutschen Richterbänken nicht. Der Hammer wird nur von amerikanischen Richtern verwendet. Diese Frage hatten übrigens die meisten Schüler schon morgens richtig beantwortet!
Anette Schneckenberger
Direktorin des Amtsgerichts
Pressestelle
Obergerichtsstraße 20, 49716 Meppen